Veranstaltung
Pressemeldung
Wie wird die Metropole Ruhr klimaneutral? Initiative klimaneutral.ruhr aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Verwaltung stellt zum Auftakt erste Weichen
Essen. Zum Auftakt der gemeinsamen Initiative klimaneutral.ruhr trafen sich gestern (31. August 2022) rund 100 Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen, Politik, Verwaltung und Wissenschaft auf der Zeche Zollverein. Eingeladen hatten der Regionalverband Ruhr (RVR) und der Digital Campus Zollverein. Neben Vorträgen und einer Podiumsdiskussion standen insbesondere fünf Innovationswerkstätten im Mittelpunkt der Veranstaltung. Auf der Grundlage von Best-Practice-Beispielen aus der Region wurde an neuen Projektideen gearbeitet, um gemeinsam auf dem Weg zur Klimaneutralität weiter voran zu kommen. Themen waren klimaneutrale Wasserversorgung, CO2-neutrale Kühlung in Innenstädten, Photovoltaik auf Gewerbeflächen, Abwasserwärmenutzung und nachhaltige, lokale Fischzucht.
Zu Beginn der Veranstaltung fordert Keynote-Speaker Prof. Dr.-Ing. Volker Quaschning von der HTW-Berlin mehr Tempo bei der Erreichung der Klimaneutralität: „Wenn wir uns an das Pariser Klimaschutzabkommen halten und den Temperaturanstieg auf deutlich unter 2 Grad begrenzen wollen, müssen wir in Deutschland bis spätestens 2035 klimaneutral sein. Es besteht also dringender Handlungsbedarf.“
Nina Frense, Beigeordnete für Umwelt und Grüne Infrastruktur beim RVR ergänzt: „Die vom RVR erstellten Treibhausgasbilanzen für die Metropole Ruhr zeigen deutlich, dass alle Akteure im Ruhrgebiet ihre Anstrengungen auf dem Weg zu einer klimaneutralen Industrieregion weiter verstärken müssen. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass es gelingt. Der Auftakt hat gezeigt, wie viel Innovationskraft in dieser Region steckt. Wir werden den Dialog fortführen und die Projektideen weiterverfolgen. Zudem werden wir auf die Bürgerinnen und Bürger zugehen, um die Akzeptanz für dieses wichtige Ziel – Klimaneutralität – zu erhöhen.“
„Die Innovationswerkstätten bilden den Nukleus, um gemeinsam in die Umsetzung zu kommen und mit größeren Schritten in Richtung Klimaneutralität zu streben als bislang. Dass uns das gelingt, daran habe ich keine Zweifel. Schließlich ist der Standort der Veranstaltung ein fantastisches Beispiel dafür, dass die Transformation gelingen kann, wenn man es nur will!“, bekräftigt Dr. Christian Kleinhans, Geschäftsführender Vorstand des Digital Campus Zollverein e.V.
Die Initiative klimaneutral.ruhr hat sich zum Ziel gesetzt, Akteure aus der Region zu vernetzen und gemeinsame Projekte zu gestalten, um die Transformation hin zu einer klimaneutralen Region zu beschleunigen.
Die Veranstaltung auf der Zeche Zollverein bildete den Auftakt zum Handeln. Weitere aktive Unternehmen, Verwaltungen und Lehrstühle werden für Projektbeteiligungen gesucht.
Downloads
Die Präsentation zum Vortrag von Prof. Dr. Volker Quaschning:
„Warum wir eine Energierevolution auf dem Weg zur
Klimaneutralität brauchen.“
Die Präsentation zum Vortrag von Dr. Rasmus C. Beck:
„Urbane Transformation im Quartier“
Die Präsentation zum Vortrag von Mareike Haak und Thomas Thümmler:
„Wer viel verbraucht, kann viel einsparen: Best Practice
Beispiele aus der Immobilienbranche“
Programm
Mittwoch | 31.08.2022 | 09.30 – 17.00 Uhr
Schalthaus | KLIMANEUTRAL.RUHR 22 |
09:30 | Ankommen |
10:00 | Begrüßung Prof. Hans-Peter Noll | Vorsitzender des Vorstands Stiftung Zollverein und Digital Campus Zollverein Nina Frense | Beigeordnete Umwelt und grüne Infrastruktur Regionalverband Ruhr |
Moderatorin des Tages: Jeanette Kuhn | |
10:15 |
„Warum wir eine Energierevolution auf dem Weg zur Klimaneutralität brauchen.“ Prof. Dr. Volker Quaschning | Professor für regenerative Energiesysteme HTW Berlin, Experte für erneuerbare Energien, Energiewende und Klimaschutz |
11:00 |
Podiumsdiskussion Lars Baumgürtel | Geschäftsführender Gesellschafter |
12:00 |
„Urbane Transformation im Quartier“ Dr. Rasmus C. Beck | Geschäftsführer Duisburg Business & Innovation GmbH |
12:30 |
„Wer viel verbraucht, kann viel einsparen: Best Practice Beispiele aus der Immobilienbranche“ Mareike Haak I Standortkoordinatorin Westfalen und Nachhaltigkeitsbeauftragte Drees & Sommer NRW Thomas Thümmler | Leitung Energy & Sustainability Drees & Sommer NRW |
13:00 |
Netzwerken & Essen |
14:00 |
Kurzvorstellung der Innovations-Werkstätten Ein Experiment, um die Expertise des interdisziplinären Netzwerks aktiv zu nutzen: Vorausgewählte offene Fragestellungen, ungelöste Probleme oder Projekte in progress aus der Metropole Ruhr stellen sich vor und werben dafür, gemeinsam vor Ort an einer Lösung zu arbeiten, neue Sichtweisen zu erhalten, Ideen zu generieren oder neue Partner zu finden, um auf dem Weg zur Klimaneutralität weiter gemeinsam voran zu kommen. |
14:30 |
Innovations-Werkstätten …zu den Themen |
15:45 |
Netzwerken & Kaffee |
16:00 |
Ergebnisse aus den Innovations-Werkstätten |
16:30 |
KLIMANEUTRAL.RUHR | Ausblick Nina Frense | Beigeordnete Umwelt und grüne Infrastruktur Regionalverband Ruhr Dr. Christian Kleinhans | Geschäftsführender Vorstand Digital Campus Zollverein e.V. |
17:00 |
Ende der Veranstaltung |
Innovations-Werkstätten
I
„Klimaneutrale Wärmeversorgung in der Stadt zusammen denken.“
Kai Lipsius
Leiter I Grüne Hauptstadt Agentur & Klimaschutzbeauftragter Stadt Essen
Markus Rothe
Steag Fernwärme GmbH
II
„Es wird heiß – Co2 neutrale Kühlung als Lösung für Morgen.“
Jürgen Schultze
TU Dortmund, Sozialforschungsstelle
Josephine Tröger
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung
III
„PV auf Gewerbeflächen – top oder flop?“
Stefan Kaul
Vorstandsvorsitzender / Zentrumsleiter I Triple Z AG
Thomas Michaelis Leiter Fachdienst Umweltbelange I Stadt Hamminkeln
IV
„Abwasserwärmenutzung – Wenn nicht jetzt, wann dann?“
Andreas Giga
Leiter ZI – Zukunftsinitiative I Initiative: Klima.Werk
V
„Nachhaltige, lokale Fischzucht – ist das Ruhrgebiet bereit dafür?“
Oliver Weimann
CEO & Founder I 360 Online Performance Group
Wärmenetze
Kai Lipsius, Leiter Grüne Hauptstadt Agentur und Klimaschutzbeauftragter der Stadt Essen, lud gemeinsam mit Markus Rothe von der STEAG Fernwärme zur Werkstatt „Klimaneutrale Wärmeversorgung in der Stadt zusammen denken“ ein. Das diverse und große Teilnehmerfeld aus Unternehmen und Kommunen wurde ausführlich über das Vorhaben der kommunalen Wärmeplanung informiert. Neben den spannenden Diskussionen zur Zukunft der Gasnetze und dem Ausbau von Wärmepumpen, wurde herausgearbeitet, dass die Verdichtung sowie der weitere Ausbau der Fernwärme wesentlich für die Erreichung des Ziel der Klimaneutralität sind.
Die Nutzung von Fernwärme bringt verschiedene Vorteile mit sich. Die zentral nutzbare Infrastruktur der Fernwärmenetze bietet insbesondere die Möglichkeit der Einbindung unterschiedlicher Energiequellen, u.a. erneuerbare Energien und industrielle Abwärme, und schafft damit die Basis für eine energieeffiziente Wärmeversorgung.
Wie eine vorausschauende und steuerbarere Planung im ländlichen Raum, wo Fernwärme häufig (noch) keine Option darstellt, im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung gelingen kann, wurde ebenfalls intensiv diskutiert. Die Zukunft der Gasnetze ist eine noch offene, wesentliche Frage, die letztlich noch nicht geklärt werden konnte.
Co2-Neutrale Kühlung
Noch richten sich alle Blick sorgenvoll auf die kommende Wintersaison, die steigenden Gaspreise verbunden mit der Frage: Wie können wir kostengünstig und klimaneutral heizen? Aber schon der diesjährige heiße Sommer lehrt uns, in ein paar Jahren wird das Thema Kühlung von ebensolcher Bedeutung sein. Für die Erzeugung von Kühlung wird genauso so viel Energie und Geld benötigt wie für Wärme, so einige Prognosen.
Nicht nur in den Büroetagen, sondern auch in den Produktionsprozessen werden ganz neue Herausforderungen entstehen. Etwa dann, wenn die Öle für die Hydraulikpressen unter den hohen Temperaturen nicht mehr ausreichend Druck aufbauen können.
Daher ging Jürgen Schultze von der TU-Dortmund mit seinem Thema CO2-neutrale Kühlung und der damit verbundenen Frage nach Kooperationspartnern für gemeinsame Forschungsprojekte mit dem Fraunhofer Institut ISI als Leiter in die Werkstatt.
Der vorausschauende Blick auf den Klimawandel und die damit verbundenen Herausforderungen zogen viele Teilnehmer an. Einig war man sich bei der Relevanz des Themas und darin, dass dies nur der Anfang eines gemeinsamen Dialogs sein kann. Ein Folgetermin steht schon fest, weitere interessierte Unternehmen und Verwaltungen können sich gerne beteiligen.
PV auf Gewerbeflächen
Photovoltaikanlagen sind heutzutage technischer Standard und es ist nicht die Herausforderung für Stefan Kaul, Vorstandsvorsitzender und Zentrumsleiter der Triple Z AG in Essen, eine solche Anlage auf sein 13.500 qm Mietflächen umfassendes Gründungszentrum ZukunftsZentrumZollverein zu bringen. Was ihn umtreibt, sind vor allem die rechtlichen Aspekte, denn Stefan Kaul vermietet an Start-Ups und Gewerbebetriebe unterschiedlichster Couleur und stellte sich als Leiter der Werkstatt „PV auf Gewerbeflächen – top oder flop?“ die Frage, wie so ein Mieterstrommodell in seinem Betrieb aussehen könnte.
Thomas Michaelis, Leiter Fachdienst Umweltbelange bei der Stadt Hamminkeln, gab dazu die Einführung in das Thema und schon nach kurzer Zeit wurde intensiv diskutiert.
Wie kommt der Strom zu den Mietern*innen? Wie können sie davon profitieren? Wie können die Abrechnungsmodelle aussehen?
Die Lösung für das Gründungszentrum wurde in der Werkstatt nicht gefunden, aber es gab gute Hinweise und fachliche Beiträge, wie man sich des Themas weiter annähern kann. Weitere Termine mit spezialisierten Dienstleistern sollen folgen.
Abwasserwärmenutzung
Wenn nicht jetzt, wann dann? Unter diesem Motto stand die Werkstatt zur Abwasserwärmenutzung, die von Andreas Giga, Leiter der Zukunftsinitiative Klima.Werk, moderiert wurde.
Im Zuge steigender Gaspreise, der zunehmenden Umstellung auf Wärmepumpen und der Suche nach günstigeren Energie-Alternativen könnte jetzt die Zeit für eine bislang weitgehend ungenutzte Wärmequelle reif sein – dem Abwasser. Das ist nämlich durch die Einleitung von Kühlwasser aus Industriebetrieben, Duschwasser, Wasch- und Spülmaschinenwasser wärmer als gedacht und könnte künftig dafür sorgen, dass große Verbraucher von der Wärme profitieren.
Eine kleine, aber feine Runde aus Institutionen mit energieintensiven Betrieben hatte sich deshalb zu dieser Werkstatt eingefunden. Denn: die Voraussetzungen, um die Abwärme des Abwassers nutzen zu können, sind neben den Dimensionen der Rohre und der Durchflussmenge, die Abnahmemenge.
Dass diese Ressource nicht länger ungenutzt bleiben darf, da waren sich alle einig. So wurden erste Einrichtungen der Werkstattteilnehmer identifiziert, wie z. B. Schwimmbäder und Wellnesseinrichtungen, Krankenhäuser, Kindergärten und Altenheime und mögliche Schritte besprochen, um das Thema einer breiteren Fachöffentlichkeit zugänglich zu machen und Pilotprojekte zu initiieren. Weitere Gespräche unter den Teilnehmenden zum Thema werden folgen.
Städtische Fischzucht
Eine ungewöhnliche sowie geniale Start-Up-Idee präsentierte Werkstattleiter Oliver Weimann unter dem Titel „Nachhaltige, lokale Fischzucht – ist das Ruhrgebiet bereit dafür?“.
Frischer Fisch aus der Region beim Bauern oder aus dem Gewerbegebiet um die Ecke in Salzwasser-Cubes gezüchtet und lokal verkauft – so könnte man die Idee des Start-Ups skizieren. Das Thema machte neugierig und die Fragen, wie so etwas im Detail umgesetzt werden kann, folgten auf der Stelle.
Die Idee im Rahmen der Werkstatt vorzustellen, erwies sich jedoch als goldrichtig, denn die neuen Kontakte könnten dafür Sorge tragen, dass das Start-Up sowohl Standorte als auch Kapital, vor allem Zugang zu potenziellen Kunden in der Region findet. Viele der Teilnehmer aus den Verwaltungen wollen das Thema in ihre Städte tragen und erste Kontakte zu möglichen Partnern und Multiplikatoren vermitteln.